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Silvia Stammen
Luftige Träume vom eigenen Heim: Auf dem Gelände einer stillgelegten Glühlampenfabrik in Neuhausen ragt ein fragiles Stahlgerüst gut fünf Meter in den Himmel. Eigentlich sind es eher vier kleine Balkone, an deren Brüstung Geranien den Mythos von einem trauten Heim, zelebrieren, das allerdings
nur in der Phantasie existiert. Denn Wände gibt es hier nicht. Die vier Performer, die auf den luftigen Hochsitzen
Posten bezogen haben, sind den neugierigen Blicken der Zuschauer schutzlos
ausgesetzt, während sie besorgt an ihrem Blümchen zupfen: Der Mensch als homo habitans, der selbst unter freiem Himmel an
seiner privaten Idylle bastelt.
In ihrer Performance „Die eigenen 4 Wände" nähert sich das Künstlerduo Angela Dauber und Samuel Rachl mit spielerischer Ironie dem sensiblen
Bereich menschlicher Behaglichkeitskonstruktion. Der Philosophieprofessor
Ulrich Winko räsoniert über die Bedeutung der Fassade, Ruth Geiersberger berichtet von der
Kriseneskalation in geschlossenen Räumen, Carlton Bunce über seinen Kampf mit der bayerischen Müllentsorgung, während Jan Schulz vom Joggen durch das Brückendomizil eines Obdachlosen erzählt und Angela Dauber über die Vorräte in ihrem Kühlschrank Auskunft gibt. Via Lautsprecher überlagern sich die improvisierten Erzählungen zu einem vielschichtigen Stimmengewirr, als würden alle Gespräche in einem Mietshaus in einen Raum übertragen. Zwar bleibt dabei manches etwas beliebig. Dafür entsteht aus den flüchtigen Geschichten ein Spektrum vielfältiger Strategien, wie aus der banalen Behausung immer wieder der Traum vom
eigenen Reich erwächst.
Kritik
Fotos Franz Kimmel
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