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Auch Gehen befreit. Bauch-, Kopfmensch, Handwerker. Ich bin Fußgänger.
Hartteile, das Gerüst, und eigenartiger Weise auch das äußere unserer Erscheinung.
Das Skelett? der Mensch? der aufrechte Gang? seine Würde, dabei eine vierfüßige Vergangenheit. Basis von Tun, Aktion und Handeln: die körperliche Statik, Garant eigenmächtigen Überlebens und die Leiche.
Die Dynamik, Resultat innerer Organe, Chemie, Nervenreize, Reaktionen. Das Meldesystem. Der Herzschlag, der Puls, der Motor. Das Movens. Die Eingebung. Der Start.
Die Organe, konzentriert, kompakt, eindimensional programmiert, einzeln oder zu zweit, gepaart. System im System. Und gefährlich weich.
Sinnesorgane, Organe auch sie – die einen definieren, die anderen kreieren Leben.
Die Taille, angeblich Mitte des Körpers, teilt in oben und unten, Versorgung und Entschlackung, rein und unrein. Kreislauf, Stoffwechsel, alles Schläuche, die einen verehrt, die anderen verachtet. Die Venen zwischen beiden Systemen und Extremen, auch sie schon ungeliebt. Die Lymphwege gänzlich vergessen.
Diffus, trotz der unzähligen konkreten Anweisungen, die es produziert: das Gehirn, graue, schleimige Masse. Nie das Gesicht verlieren, würden wir doch Gleiches vom Gehirn behaupten. Zwei Dinge ist der Kopf ? Gesicht ? Gehirn. Das eine längs, das andere tief, beides schädelbreit.
Augen in Höhlen. Ohren als Muscheln in Windungen. Nase zweikanalig eins, die Synthese der körperlichen Symmetrie, das einfach Zweifach, Atem und Ablehnung ? kann ich nicht riechen. Mund, Raum der Sprache, Raum des Geschmacks, Öffnung mit Schlund = Essen, Kehle = Äußern, Zunge = Küssen und Beleidigen.
Nur der Tastsinn verzettelt über den ganzen Körper, die Zellen der Haut, die Oberflächen, die Innenseiten: die Weichteile. Polster über heimlichen Höhlen. Hautdecken über empfindlichen Adern, Zonen, die Öffnungen bringen, mit der vibrierenden Spannung aus Angst und Lust, Landschaften, Löcher nach innen und außen, ein Stück weit Fenster.
Schlaf, Schrei, Wort, Ton, Fall, Sturz, Blick und blaue Flecken, aus Stoß, aus Biß, aus Spaß, auf Zeit – auch hinter den Ohrmuscheln, und dort, wo früher die Schwimmhäute saßen.

A.D.
Fotos  Alma Larsen
Installationsperformances